sommerandachten 2024

Samstag 31. August, Markus 10, 28-31

Der Lohn der Nachfolge

28 Da fing Petrus an und sagte zu ihm: Siehe, wir haben alles verlassen und sind dir nachgefolgt. 29 Jesus sprach: Wahrlich, ich sage euch: Es ist niemand, der Haus oder Brüder oder Schwestern oder Mutter oder Vater oder Kinder oder Äcker verlässt um meinetwillen und um des Evangeliums willen, 30 der nicht hundertfach empfange: jetzt in dieser Zeit Häuser und Brüder und Schwestern und Mütter und Kinder und Äcker mitten unter Verfolgungen – und in der kommenden Welt das ewige Leben. 31 Viele aber werden die Letzten sein, die die Ersten sind, und die Ersten sein, die die Letzten sind.

100 - 100 = 100 000 ? .. oder so ähnlich

Jesus hatte gerade eine Unterhaltung mit einem jungen, reichen Mann geführt, der sich traurig von Jesus abwandte. Was war passiert? Jesus hatte ihn aufgefordert, seinen Reichtum zu verkaufen, das Geld den Armen zu geben und ihm nachzufolgen. Die Jünger waren erschrocken, als sie von Jesus hörten, wie schwer es für reiche Menschen ist, in Gottes Reich zu kommen. (Markus 10, ab 17)

Nun sagt Petrus, was glaube ich alle dachten: … „Wir haben alles verlassen und sind dir nachgefolgt.“ Was steckt hinter diesem Satz? Das würde ich Petrus gerne fragen. Vielleicht würde er mir antworten: Ich hatte Angst, nachdem ich die Worte von Jesus hörte, ob es reichte, was wir taten, um in sein Reich zu kommen. Oder war es ein „Jesus daran zu erinnern“, was sie getan hatten, für ihn? Es könnte jedoch auch ein: „Ich hab verstanden, ich weiß, was du meinst damit.“ gewesen sein.

Was auch immer für Gedanken ihn zu diesen Worten brachten, Jesus reagiert darauf mit einem Versprechen.

Zum einen verstehe ich Jesus zu allererst so: Ich sehe, was ihr tut und getan habt und ihr werdet dafür beschenkt werden. Ihr lasst zurück, gebt auf und ich werde es euch vervielfachen.

Mathematisch nicht zu erklären, aber bei Jesus geht Mathematik anders.

„….jetzt, in dieser Zeit, Häuser, Brüder, Schwestern, Mütter, Kinder und Äcker – wenn auch unter Verfolgungen – und in der kommenden Welt das ewige Leben.…“

Belohnung in mehreren Etappen, die klar auch von dem möglichen Risiko der Verfolgung spricht.

Mehrere der aufgezählten Dinge könnte man mit - den wertvollen Dingen, die Gemeinde mit sich bringt - bezeichnen. Ein herzliches Miteinander mit Menschen, die durch die Nachfolge von Jesus uns zu Familie und Heimat werden. Und da ist der Ausblick auf die Ewigkeit, die schon hier für uns beginnt, jedoch in der Gemeinschaft mit Jesus in der kommenden Welt ihren Höhepunkt findet. Und nun geht es um dich. Ja, Jesus fordert viel. Er stellt dich ebenso vor die Entscheidung: `Bist du bereit alles aufzugeben, um ab jetzt für mich zu leben? Es kann sein, dass du dafür verfolgt wirst. Es wird dich dein Herz kosten. Aber ich werde dich schon hier und später hundertfach beschenken dafür.

Überlege dir die Entscheidung gut, manche starten voller Begeisterung, die schnell verfliegt. Andere starten zögerlich und erleben, dass sie immer mehr in Nachfolge hineinwachsen und damit Jesus ähnlicher werden.

„…Aber viele, die jetzt die Ersten sind, werden dann die Letzten sein, und die Letzten werden die Ersten sein.«“

Wirst du dich für diese „göttliche Mathematik“ entscheiden?

Viola Renger, Gemeindepädagogin, Zwickau und im Vogtland


Freitag 30. August, Markus 10, 17-27

Die Reichen und das Reich Gottes

Nun, wenn man sich diese Bibelstelle so durchliest, scheint sie auf den ersten Blick doch etwas verwirrend zu sein. Ein Mann kommt zu Jesus gerannt, fällt vor ihm auf die Knie und fragt, was er tun müsse, um das ewige Leben zu erlangen. Für Jesus allerdings scheint die Antwort sonnenklar. “Du kennst doch die Gebote”. Anschließend stellt der Mann klar, dass er sich an diese schon seit seiner Jugend gehalten habe. Aber eine Sache gibt es da noch. Eine Sache, die es für Jesus noch “zu korrigieren” gilt. Jesus sieht ihn in voller Liebe und trägt ihm auf, alles zu verkaufen, was er besitzt und das Geld den Armen zu geben. Das scheint den Mann zu treffen. Auf einmal soll er seine ganzen Besitztümer aufgeben. Wofür? Das hat er sich doch alles so hart erarbeitet. Was bringt ihm das? Und vor allem, ist er bereit das alles zu opfern, um ewiges Leben zu erlangen?

Ich denke, Jesus möchte nicht, dass wir zu 100% enthaltsam leben und uns keine Besitztümer zulegen oder es uns auch hin und wieder mal gut gehen lassen. Ich denke, was Jesus damit sagen möchte, ist, dass nichts, was wir hier auf dieser Erde besitzen, für die Ewigkeit ist. Keine Schätze und Reichtümer der Welt bleiben für immer. Aber genau das ist es, was es für Reiche so schwer macht, ins Reich Gottes zu kommen. Sie klammern sich an jeden Cent, den sie besitzen, dass sie ja nicht zu wenig haben. Für jemanden, der nichts besitzt, ist das kein Problem. Denn was hat er zu verlieren? Für Reiche hingegen, kann dieses “loslassen” unglaublich schwer sein, denn was bliebe ihnen dann noch?

Aber genau diesen Missstand behebt Jesus, indem er sagt: “Damit wirst du im Himmel einen Reichtum gewinnen, der niemals verloren geht.” Denn: “Für Menschen ist es unmöglich, aber nicht für Gott. Für ihn ist alles möglich!”

Julius Lange, Zwickau


Donnerstag 29. August, Markus 10, 13-16

Wem gehört das Reich Gottes?

Im heutigen Text aus dem Markusevangelium sind Jesus und seine Jünger auf dem Weg nach Jerusalem. Er weiß, dass es nicht mehr lange hin ist, bis er in Jerusalem einziehen, und seinen Leidensweg antreten wird. Unterwegs kommen Leute mit Kindern auf ihn zu. Wie cool, dass es diesen Menschen wichtig ist, andere Menschen zu Jesus zu führen! Und gerade als die Jünger die Kinder fortschicken wollen, kommt Jesus auf sie zu:

„Lasst doch die Kinder zu mir kommen, und hindert sie nicht daran! Gottes Reich ist ja gerade für solche wie sie bestimmt. Ich versichere euch: Wer sich Gottes Reich nicht wie ein Kind schenken lässt, wird nie hineinkommen.“ Mk. 10,14-15

Jesus fordert uns auf, das Reich Gottes wie ein Kind anzunehmen. Das klingt so schön, ist in der Umsetzung dann aber doch erstaunlich schwierig. Wie oft denken wir, mit guten Taten Pluspunkte im Himmel sammeln und uns unseren Platz in Gottes Reich verdienen zu können. So, wie es sonst auch läuft: Wir strengen uns an, müssen hart arbeiten, immer in Bewegung sein, vorankommen. Stillstand ist Gift. Sonntag in den Gottesdienst, unter der Woche zum Jugendkreis – das muss doch für etwas gut sein!

Jesus ist so nicht. Er lädt uns ein, die Maßstäbe der Welt zu vergessen. Er möchte uns das Reich wie einem Kind schenken, das neugierig ist auf das, was Gott für uns bereithält. Niemand erwartet von einem Kind eine Gegenleistung für ein Geschenk, und genauso wenig erwartet Jesus das von uns. Wir dürfen ankommen und ausruhen.

Weil Jesus weiß, dass wir es uns sowieso nicht erarbeiten könnten, weil wir nie aus eigener Kraft die Lücke zwischen uns und Gott schließen könnten, schenkt er es uns und nimmt dafür seinen eigenen Tod in Kauf.

Lasst uns den heutigen Tag nutzen, neu dankbar für dieses Geschenk zu sein.


Amelie Hänel, Evangelische Jugend Marienberg


Mittwoch 28. August, Markus 10, 1-12

Gott ist und bleibt treu - und wir?

Gleich zu Beginn der Bibel, als Krönung der Schöpfung, als erste zwischenmenschliche Beziehung erschafft Gott Mann und Frau. Gott segnet sie und gibt ihnen einen Auftrag: die Erde zu bevölkern. ER stellt fest, es ist sehr gut - und nein, nicht gut, sondern sehr gut. Ja, so denke ich, ist es Gottes Wille von Anfang an gewesen, dass jeder Mann seine eigene Frau hat, jede Frau ihren eigenen Mann und die beiden einen Bund schließen nach Gottes Schöpfungsordnung und gemeinsam eine Ehe führen, eine Familie gründen und für Gott leben. (lies das gern nach in 1. Mose 1, 27-31)

In unserer heutigen Gesellschaft wird Gottes perfekte Ordnung jedoch sehr umstritten, hinterfragt und häufig sogar abgelehnt. Diese, in meinen Augen negative Veränderung, macht mein Herz zutiefst traurig. Ein Gott, der über Jahrtausende hinweg treu, gnädig und barmherzig ist; ein Gott, der sich uns Menschen immer wieder in seiner großen Liebe zeigt. Diese neuen Ordnungen und Freiheiten in allen zwischenmenschlichen Beziehungen zeigen Zweifel an Gottes perfekter Ordnung: wir Menschen wissen besser, wie Beziehungen funktionieren. Gott und seine Ordnungen sind veraltet und längst überholt und überflüssig. Wirklich? Ist das wirklich das, was uns die Bibel zeigt und deutlich macht? Ich denke nicht. Ich denke, Gott ist derselbe wie vor tausenden Jahren und er wird sich auch in Zukunft nicht ändern. Ich denke, in Gottes Ordnungen liegt der gleiche Segen und Reichtum wie ganz am Anfang der Welt.

Ich finde es spannend, wie der Text aus dem Markusevangelium (Mk 10,1-12) genau in unsere heutige Zeit und Gesellschaft spricht.

Haben wir nicht die gleichen Fragen, wie sie die Pharisäer und selbst Jesu Jünger stellen? Welche Fragen stellst du Jesus heute? Wo verstehst du Gott im Thema Beziehungen nicht? Wo machen für dich Gottes Ordnungen keinen Sinn mehr? Wo hast du Zweifel, ob Gott das heute wirklich noch so meint?

Ich möchte dich ermutigen, Gott genau diese Fragen heute ganz ehrlich zu stellen. ER sieht dein Herz. ER kennt deine Geschichte. ER weiß, was du fühlst. ER fühlt deine Verletzungen und deinen Schmerz mit. Und gleichzeitig spricht er dir zu: “Meine geliebte Tochter, mein geliebter Sohn, ich habe all den Schmerz, all die Verletzungen am Kreuz getragen, damit du heute frei davon sein kannst. Komm zu mir, in meine offenen Arme, ich weine mit dir. Ich möchte dich trösten und deine Tränen abtrocknen. Wo verstehst du mich nicht? Wir reden über deine Fragen. Du bist mir wertvoller als alles Gold der Welt. Mein geliebtes Kind.”

Im heutigen Bibeltext geht Jesus bewusst auf die Frage der Pharisäer ein, er weist sie nicht zurück. Jesus hat Geduld. Er behandelt sie mit Liebe und Respekt. Und gleichzeitig lässt er sich durch ihre Fragen nicht provozieren und hält der Versuchung stand. Er hält an der Bibel, an Gottes Wort fest. Jesu Antwort auf die Frage, ob es erlaubt sei, eine Ehe zu scheiden, ist radikal: wenn sich zwei Menschen durch die Ehe verbinden, also bewusst diese Entscheidung treffen und den Bund eingehen, gehören sie zusammen. Und dieser Bund sollte nicht gebrochen werden. Gott segnet ihn. Er ist heilig. Wir sollten nicht leichtfertig eine solche Ehe aufgeben und uns etwas Neues suchen, nur weil es im ersten Moment besser scheint.

Jesus erklärt uns Gottes Herz, es geht ihm nicht darum, dass wir blind irgendwelchen Gesetzen und Geboten folgen. Ganz im Gegenteil, unser Gott ist ein Gott der Freiheit. Uns ist alles erlaubt, aber nicht alles ist gut für uns.

Und wie als Bestärkung für das Gesagte, lässt Jesus nach seiner Erklärung die Kinder zu sich bringen und segnet sie. Die Kinder als ein sichtbares Zeichen, dass Mann und Frau zusammengehören, einen Bund schließen, ein Fleisch werden.

Gott macht keine Fehler, ER ist der Schöpfer, der Erfinder von Beziehung, Sexualität und Ehe.

“Und Gott sah alles, was er gemacht hatte, und siehe, es war sehr gut.”

Rebekka Kehr, Aue


Dienstag 27. August, Markus 9, 42-50

Lieber Arm dran, als Arm ab.

In Markus 9, 42-50 spricht Jesus zu seinen Jüngern über die Bedeutung der Heiligkeit und den Ernst der Sünde. Diese Verse erinnern uns daran, wie wichtig es ist, in rechter Beziehung zu Gott zu leben und uns von allem zu trennen, was uns von ihm trennt. Lassen Sie uns gemeinsam darüber nachdenken, was diese Worte für unser heutiges Leben bedeuten.

Jesus beginnt mit einer ernsten Warnung: „Und wer einen von diesen Kleinen, die an mich glauben, zum Abfall verführt, für den wäre es besser, wenn ein Mühlstein an seinen Hals gehängt und er ins Meer geworfen würde“ (Markus 9, 42). Diese Worte zeigen die Tiefe der Verantwortung, die wir haben, andere nicht von Gott abzuwenden, sondern sie zu ihm zu führen. Dann spricht Jesus über die Radikalität, mit der wir gegen die Sünde vorgehen sollen. Er sagt: „Wenn deine Hand dir Anlass zur Sünde gibt, dann hau sie ab! Es ist besser für dich, verstümmelt in das Leben zu gelangen, als mit zwei Händen in die Hölle zu kommen“ (Markus 9, 43). Diese drastische Sprache verdeutlicht, dass wir uns von allem trennen müssen, was uns vom Weg der Heiligkeit abbringen könnte. Weiterhin spricht Jesus über die Haltung der Demut und des Verzichts. Er verwendet starke Bilder wie das Hineingehen in das Leben mit nur einem Auge oder einem Fuß, um zu betonen, wie entschieden wir gegen die Sünde kämpfen sollen. Es ist besser, mit weniger in Gottes Reich einzutreten als mit allem, was uns von ihm trennt.

Schließlich ermahnt uns Jesus, Salz zu sein, das den Frieden und die Reinheit bewahrt. „Salz ist etwas Gutes; wenn aber das Salz seinen Geschmack verliert, womit wird man ihm seine Würze wiedergeben?“ (Markus 9, 50). Als Christen sind wir berufen, die Welt mit der reinen Botschaft des Evangeliums zu würzen und das Licht Christi in dunkle Orte zu bringen.

Diese Andacht erinnert uns daran, dass unser Glaube nicht oberflächlich sein darf. Wir müssen uns von der Sünde abwenden und uns ganz auf Gott ausrichten. Es ist eine Einladung, unsere Beziehung zu Gott ernst zu nehmen und uns bewusst für das Reich Gottes zu entscheiden. Lasst uns in Demut vor Gott treten und uns von ihm führen lassen, um echte Veränderung in unserem Leben und in der Welt um uns herum zu bewirken.

Gebet: Herr, danke, dass du uns lehrst, wie wichtig es ist, in heiliger Weise zu leben. Hilf uns, alles loszulassen, was uns von dir trennt, und gib uns die Kraft und den Mut, für deine Wahrheit einzustehen. Mögen wir Salz und Licht in dieser Welt sein und anderen helfen, dich zu erkennen. In Jesu Namen, Amen.

Möge diese Betrachtung uns dazu ermutigen, unser Leben gemäß Gottes Wort zu führen und in tieferer Gemeinschaft mit ihm zu wandeln.

Phillip Mothes, Zwickau


Montag 26. August, Markus 9, 38-41

Jesus™

In Deutschland kann man Marken eintragen lassen. Sie dienen dazu, Waren und Dienstleistungen eines Unternehmens zu kennzeichnen. Schützbar sind alle Zeichen, die dazu dienen, ein Unternehmen von einem anderen zu unterscheiden. Dabei kann man entweder die Marke gezielt ins Register des Deutschen Patent- und Markenamt eintragen oder eine Ware oder Dienstleistung wird zur geschützten Marke, weil sie allgemeine Bekanntheit erlangt hat.

Wenn man eine Marke benutzt, ohne die Markennutzungsrechte zu besitzen, kann das zu empfindlichen Strafen führen, schließlich will niemand, dass einfach jede Dahergelaufene die eigene Marke, die für Qualität oder einfach auch nur für Bekanntheit steht, nutzt, ohne dass die Inhaberin der Marke daraus Kapital schlagen kann.

Die Jünger in der Geschichte sehen auch die Marke Jesus bedroht. Wenn jemand im Land dafür bekannt ist, Geister und Dämonen auszutreiben, dann ja wohl Jesus. Und plötzlich ist da aber so ein zwielichtiger Typ, der auch im Namen von Jesus Geister austreibt, ohne selbst zur Gruppe der Jünger zu gehören. Und Jesus ist er offensichtlich auch nicht. Und die Jünger stört das, aber Jesus irgendwie so gar nicht. Jesus bietet dem Konkurrenzdenken der Jünger Einhalt. Schließlich ist jede Werbung gute Werbung. Und wer sogar noch Wunder tut in Jesu Namen, der werde nicht schlecht über ihn reden können. Schließlich benutzt er seinen Namen, um Gutes zu tun. Ist daran etwas verwerfliches zu finden? Eigentlich trägt das doch nur die Botschaft weiter. Und wenn andere Menschen den Jüngern, um seinetwillen ihnen etwas Gutes tun, dann wird auch diesen Menschen eine Belohnung versprochen.

Die Geschichte gibt mir zu denken. Manchmal scheint es mir so, als wären wir auch oft schnell dabei, anderen die Art und Weise, wie Gott ihnen begegnen kann zu reglementieren. Frei nach dem Motto: „Wir wissen, wie das „richtige“ Christentum funktioniert. Die Art und Weise, wie Gott sich uns offenbart hat, ist die einzig wahre.“ Dabei vergisst man schnell, dass es nicht den einen Weg für Gott gibt, sich zu offenbaren. Sondern er zeigt sich jedem Einzelnen auf eine unterschiedlich Weise. Und Jesus ist jemand, der das zulässt. Wer sogar Wunder in seinem Namen tut, der wird doch nicht schlecht über Jesus reden. Letzten Endes trägt doch alles dazu bei, dass sich die Frohe Botschaft ausbreitet. Doch anstatt diese Vielfalt zu feiern und uns zu freuen, wollen wir wie die Jünger darauf pochen, das Original zu sein und für uns zu beanspruchen. Dabei könnte so viel mehr Wunderbares entstehen, wenn wir offen sind für die Vielfalt, die sich uns bietet und wir nicht stumpf auf unser vermeintliches Markenrecht pochen.

Mariana Otto, Leipzig


Sonntag 25. August, Psalm 120

Das rechte Verständnis

Psalm 120 zählt nicht nur zu den kürzeren Psalmen, sondern auch zu denen, die eher fremd wirken. Kein langer Lobpreis des Schöpfers, sondern nur eine kurze Bestandsaufnahme der eigenen Situation. In den Ausführungen des Psalmbeters wird deutlich, wie es ihm seelisch geht.

Um das zu verstehen, ist Vers 3 entscheidend. Hier sind die Übersetzungen jedoch nicht ganz eindeutig. Während nahezu alle modernen Übersetzungen ihn zusammen mit Vers 4 so übersetzen, dass Gott, für Gerechtigkeit sorgen möge, haben ältere Übersetzungen teilweise noch eine andere Übersetzung, welche ein leicht anderes Bild aufzeigen.

So heißt es in der Luther-Bibel von 1912 noch: „3 Was kann mir die falsche Zunge tun, was kann sie ausrichten? 4 Sie ist wie scharfe Pfeile eines Starken, wie Feuer in Wachholdern.“

Hier wirkt es mehr, als hätte Gott den Beter nach Vers 2 gefragt: „Was macht das mit dir?“.Der Beter nimmt die Frage auf und wiederholt sie.

Dabei schwingt unweigerlich ein „Du willst wirklich wissen, wie es mir dabei geht?“ mit. Die Antwort darauf geben die nachfolgenden Verse, in dem der Beter seine seelischen Qualen beschreibt.

Lügen und Verleumdungen treffen seine Seele wie Brandpfeile, welche nicht nur kurz verletzen, sondern alles in Brand setzen, und dauerhafte schmerzende Wunden verursachen. Nicht genug, dass er in diesem fremden Land „Mesech“ wohnen muss. Die Bewohner seines Wohnorts „Kedar“ machen ihm klar: er ist unerwünscht. Er will nur in Frieden leben, doch alles, was er sagt, wird als verbaler Angriff umgedeutet.

Es geht dabei weniger um Missverständnisse, die durch sprachliche Mehrdeutigkeit entstehen können, sondern vielmehr das etwas bewusst falsch verstanden werden will. Nicht das Anliegen der Worte sind dann entscheidend, sondern die Worte selbst.

Plötzlich merke ich, dass auch ich die Aussagen von anderen mit meinen Worten ausdrücke, eben so wie ich sie verstanden habe. Doch habe ich wirklich verstanden, was der andere ausdrücken wollte?

Sage ich nicht vielmehr das, wovon ich meine, dass der andere das ausdrücken wollte?

Lüge ich, wenn ich nach bestem Wissen das Gesagte interpretiere? Gewiss nicht, doch ich muss mir bewusst machen, dass ich auch damit jemanden seelische Qualen bereiten kann.

Doch was machen wir nun eigentlich mit unseren heutigen Bibel-Übersetzungen? Sind diese nun auch (zumindest bei Psalm 120) falsch interpretiert, oder sind sie heute korrekt und früher falsch?

Keins von beiden ist der Fall. Ein kleines Wort des hebräischen Originals ist hier nicht ganz eindeutig zu übersetzen. In der Mehrzahl der 124 Stellen wird es so übersetzt, das Gott der Handelnde ist, der etwas nicht zulässt, „dem Feind“ etwas zufügt oder dem Gerechten gewährt. Doch dann gibt es noch Stellen wie Sprüche 10,10 und Sprüche 13,15 in denen das Wort (je nach Übersetzung) eher mit „erschaffen“ „verursachen“ oder „verletzen“ übersetzt wird.

So merkt man dem Psalm selbst an, dass es schwierig ist, das zu erfassen und auszudrücken, was der Beter eigentlich sagen will.

Wie froh dürfen wir sein, dass Gott uns auch dann wirklich versteht, wenn uns keiner versteht oder uns sogar die Worte fehlen.

Marcel Neubert, Schönheide


Die Andachten für die Sommerzeit 2024 wurden von Jugendlichen, Teenagern und jungen Erwachsenen der Evangelisch-methodistischen Kirche (EmK) in Deutschland verfasst.

Sie spiegeln die Breite des Glaubens und Denkens von jungen Menschen wieder. Die Verantwortung für den Inhalt liegt deshalb bei den AutorInnen.

Die Andachten für die Sommerzeit werden kostenlos an die Gemeinden der EmK in Deutschland abgegeben.
Sie dienen keinem kommerziellen Zweck und werden aus Mitteln des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend gefördert.